In meinem letzen Beitrag ging es um die Frage, ob eine Welt ohne Cookies und Werbetracker technisch möglich ist. Die vorgestellte Lösung basiert auf Bitcoin Lightning und der Lesende kann ein äußerst süßes Katzenfoto freikaufen für umgerechnet 0,008201 Euro (Stand 13. Juli 2020). In diesem Beitrag möchte ich beschreiben, wie das Bezahlen von derartigen Kleinbeträgen praktisch funktioniert.
Kleinbeträge und Gebühren
Ob die Leipziger Zeitung am Kiosk oder einen Kaffee am Bahnhof für den mitgebrachten Mehrwegbecher, Kleinbetragzahlungen (Micropayments) im einstelligen Euro-Bereich bis hinunter zu einem Euro-Cent sind Teil unseres Alltags. Wir können ohne Probleme Transaktionen ausführen in Höhe von 10 Euro-Cent, 50 Euro-Cent oder 250 Euro-Cent mit dem Wissen, dass dieser Betrag auch bei dem Verkäufer ankommt. Wir greifen in unser Portemonnaie (Wallet) und geben ihr oder ihm den entsprechenden Betrag in Form von Bargeld. Bei Zahlungen unter einem Euro-Cent (Nanopayments) ist das Bargeld kein geeignetes Werkzeug mehr. Nachgelagert können bei der Verwendung von Bargeld beim Händler auch Kosten entstehen. Die ganze Verwaltung des Bargeldes außen vorgelassen, spätestens mit der Einzahlung auf einer Bank entstehen Kosten. Im realen wie virtuellen Raum (Internet) gibt es zusätzlich die Möglichkeit mit „Karte“ zu bezahlen. Hier variieren die Preismodelle zwischen einer prozentualen Beteiligung pro Transaktion (beispielhaft Sumup) bzw. einem fixen Betrag plus prozentualer Beteiligung pro Transaktion (beispielhaft BECash, PayPal). Für Zahlungen unter einem Euro-Cent im realen wie virtuellen Raum stellt die Zahlung per „Karte“ keine Lösung dar. Aber auch bei Kleinbeträgen zwischen einem Euro-Cent und niedrigen einstelligen Euro-Beträgen sind die Gebühren pro Transaktion sehr hoch.
Bitcoin und Bitcoin Lightning
Wie oben erwähnt setzt die technische Umsetzung im vorangegangenen Artikel auf Bitcoin Lightning. Dieses basiert auf Bitcoin speichert die einzelnen Transaktionen aber nicht in der Bitcoin Blockchain. Daraus ergeben sich Vor- und Nachteile. Auf der positiven Seite stehen die Transaktionsgeschwindigkeit, die sehr geringen Transaktionskosten und ein erhöhter Grad an Anonymität. Der Grund für diese Vorteile ist sogleich der Nachteil von Bitcoin Lightning. Die einzelnen Transaktionen stehen nicht in der Bitcoin Blockchain und sind somit nicht abschließend einzeln verbucht. Bildlich gesprochen nehme ich eine Menge an Bitcoins und packe diese in mein Bitcoin-Lightning-Portemonnaie. Dann kaufe ich mir darüber einen Kaffee, ein Bier im KaffeeSatz oder die Leipziger Zeitung. Ein Kollege zahlt mir das Geld zurück, welches ich ihm im Bistro ausgelegt habe. So entsteht ein lange Liste an Transaktionen. Entschließe ich mich meine Bitcoins wieder aus dem Bitcoin-Lightning-Portemonnaie herauszunehmen, wird in der Bitcoin-Blockchain nur der Schlußsaldo verbucht. Die einzelne Transaktion des Kaffees ist nicht mehr sichtbar in der Blockchain.
Bitcoin Lightning ist ein sehr komplexes sowie interessantes Gebilde und ich habe bewusst Begriffe wie „Kanal“ oder „2-2-Multisignatur-Wallet“ vermieden. Es lohnt sich aber tiefer in die Materie von Bitcoin Lightning einzutauchen. Aus diesem Grund folgen einige Literaturempfehlungen:
Die Grenzen von Bitcoin Lightning liegen aktuell bei Transaktionen mit größeren Beträgen. Diese sind z.B. bei der LND Implementierung auf 0,167 BTC (circa 1350 Euro, Stand 15.07.2020) begrenzt. Aber selbst bei Beträgen von 20 Euro kann es vorkommen, dass die Transaktion nicht ausgeführt werden kann. Der Grund ist eine mangelnde Liquidität des Lightning Netzwerkes. Aus Nutzersicht ist das vernachlässigbar, weil größere Beträge nicht der Use-Case von Bitcoin Lightning sind, sondern stattdessen von Bitcoin.
Bitcoin Lightning Wallets
Eine Bitcoin Lightning Wallet ist eine Art Portemonnaie mit welcher Geld in Form von Bitcoin empfangen und gesendet werden kann. Obwohl oder gerade weil es eine Vielzahl an Wallets gibt, möchte ich mich in diesem Beitrag auf eine Bitcoin Lightning Wallet konzentrieren. Die Phoenix Bitcoin Wallet für Android Smartphones ermöglicht das Senden und Empfangen von Bitcoin. Dabei versteckt sie die ganze Komplexität von Bitcoin Lightning sehr geschickt. Bisher war es nötig eine Bitcoin Rechnung (Invoice) aus dem Bitcoin Portemonnaie (Wallet) und eine Bitcoin Lightning Rechnung aus dem Bitcoin Lightning Portemonnaie (Wallet) zu bezahlen. Phoenix vereinfacht das Vorgehen indem es keinen Unterschied in der Bedienung macht, ob eine Bitcoin oder Bitcoin Lightning Rechnung zu begleichen ist. In beiden Fällen läuft das Bezahlen wie folgt ab:
- in der Phoenix Bitcoin Wallet auf „Send“ tippen
- die Rechnung per QR-Code einscannen oder über die Zwischenablage einfügen
- den Rechnungsbetrag mit „Pay“ bestätigen
Das Geld empfangen ist auf Grund unterschiedlicher Use-Cases differenzierter zu betrachten. Der einfachste Fall geht wie folgt von statten:
- in der Phoenix Bitcoin Wallet auf „Receive“ tippen
- Rechnung kopieren oder teilen
- die zahlende Person gibt den Betrag in ihrer oder seiner eigenen Bitcoin Lightning Wallet ein und löst die Transaktion aus
- Zahlungseingang wird bestätigt
Es ist aber auch möglich den Rechnungsbetrag vorher selbst fest zu legen. Der Ablauf würde sich dann dementsprechend anpassen.
- in der Phoenix Bitcoin Wallet auf „Receive“ tippen
- unterhalb des QR-Codes auf das Stift-Symbol tippen
- den Betrag in Satoshis (sat), Bitcoin (btc) oder Euro (EUR) eingeben und anschließend auf „Create invoice“ tippen
- Rechnung kopieren oder teilen
- die zahlende Person löst die Transaktion aus
- Zahlungseingang wird bestätigt
Das folgende Video zeigt das Bezahlen mit der Phoenix Bitcoin Wallet. Dabei wird im Beitrag „Micropayments in WordPress“ die Schatztruhe geöffnet. Das Video ist eine Bildschirmaufnahme auf dem Smartphone und beginnt mit dem einscannen des QR-Codes. Um an diese Stelle zu gelangen ist es nötig innerhalb des Beitrags auf „Please Pay“ zu tippen. Anschließend sind es die oben beschriebenen 3 Schritte die in dem Video gezeigt werden. Und jetzt, schaut einfach selbst.
Schreibe einen Kommentar