Micropayments in WordPress

In diesem Beitrag möchte ich Micropayments etwas näher beleuchten oder anders ausgedrückt, Kleinbetragzahlungen im einstelligen Euro-Bereich bis hinunter zu einem Euro-Cent. Bei Zahlungen unter einem Euro-Cent bewegen wir uns in den Bereich von Nanopayments. Beide Bereiche sind Gegenstand dieses Beitrags. Dabei stehen u.a. die Themen Datenschutz, Usability und ein praktisches Beispiel im Fokus.

Apropos Fokus: Am Beispiel des Nachrichtenportals Focus ist leicht nachzuvollziehen wie aktuelle journalisitische Angebote im Internet funktionieren. Ein Aufruf der Seite genügt und schon ist der*die Besucher*in um 17 Cookies reicher. Die Werbetracker sind aktiv und ergänzen das eigene Profil, welches permanent während des Aufenthaltes auf der Webseite aktualisiert wird. Also aktiviert der*die Besucher*in ihren Werbeblocker und schon reduziert sich die Anzahl der Cookies auf zwei. Das dieser Speicherung der Cookies nicht zugestimmt wurde ist ein interessanter Aspekt.

Wie ist jetzt also die Lage? Der*die Nutzer*in freut sich keine Werbung zu sehen und hat zusätzlich die Anzahl der Angriffsvektoren auf sein*ihr System reduziert. Handelt eine Mehrzahl der Nutzer*innen in dieser Weise, werden sie aber mittelfristig keine Inhalte oder Inhalte minderer Qualität, in unserem Beispiel vom Nachrichtenportal Focus, erhalten. Dieses Nachrichtenportal muss sich bei sinkenden Werbeeinnahmen nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten umsehen. Zusätzlich könnte das Nachrichtenportal versuchen die verbleibenden Nutzer*innen durch emotionalere Artikelüberschriften zum Anklicken zu animieren. Ein Beispiel des Nachrichtenportals Focus wäre: „Junge sitzt vor Glasscheibe in Zoo – als er sich umdreht, erstarrt er vor Schreck“. Ein weiteres Szenario wäre Artikel zu schreiben, welche eigentlich Werbung, aber nicht in diesem Sinne gekennzeichnet sind. Meiner Meinung nach wäre ein Beispiel des Portals Focus der folgende Beitrag: „Kompakt und powervoll: Klappbares E-Bike Allegro Compact Plus (2020) für nur 899 statt 1399 Euro“.

Und wie reagieren die Inhalteanbieter auf die sinkenden Werbeeinnahmen? Sehr beliebt sind aktuell Abonnements. Die Leserinnen und Leser sollen pro Webseite eine Abonnement abschließen. Die Preise bewegen sich dabei circa zwischen 2 und 10 EUR pro Monat (Stand Juni 2020). Zusätzlich ist für die Abwicklung und Zuordnung der Transaktion eine Registrierung nötig. Aus Nutzersicht ist das wenig von Vorteil. Außerdem würde ich die These aufstellen, dass eher größere Anbieter von diesem Modell profitieren, weil die Leserinnen und Leser nur eine begrenzte Anzahl an Abonnements abschließen können. Die Folge wäre eine Abnahme der journalistischen Vielfalt.

Die Lösung des Problems ist sehr einfach. Die Inhalte-Anbieter*innen und Inhalte-Konsument*innen müssen beide Gewinner*innen einer Geschäftsvereinbarung sein. Das bedeutet die Konsument*in bezahlt das Produkt und die Anbieter*in verzichtet auf Cookies und Registrierung.

Verwirklichen lassen sich diese Anforderungen mit Nano- bzw. Micropayments. Diese ermöglichen Transaktionen mit Kleinbeträgen zwischen einem 100stel Euro-Cent und 10 Euro.

Es existieren verschiedene Implementierungen von Micropayments. In diesem Artikel möchte ich auf eine spezielle Umsetzung kurz eingehen. Ich denke eine genauere Beschreibung dieser Lösung werde ich in einem weiteren Artikel veröffentlichen. Es handelt sich um Bitcoin Lightning in Verbindung mit einem WordPress-Plugin (LND-For-WP, Lightning Publisher for WordPress). Für den*die Autor*in des Artikels ist das Integrieren einer Paywall oder einer Art Schatztruhe (für einen besseren Begriff wäre ich sehr dankbar) für besonders gute Zusatzinformationen sehr leicht mit Hilfe von WordPress Shortcodes möglich. Der folgende Shortcode bettet eine Schatztruhe in diesen Artikel ein. Nach erfolgreicher Bezahlung per Bitcoin Lightning wird der*die Leser*in ein süßes Katzenfoto angezeigt.

[lnd chest amount=100 
      memo="dev.adelberg-online.de 509"]
            HTML Inhalt
[/lnd]

In echt sieht es dann wie folgt aus:

Diese Paywall/Schatztruhe befindet sich aktuell in der Entwicklung und dient hier ausschließlich zu Testzwecken. Sie ist nicht für den produktiven Einsatz vorgesehen. Sie sind gern eingeladen diese zu testen, aber ich übernehme keine Verantwortung für eventuelle Schäden bzw. Verluste. Nach erfolgreicher Bezahlung wird ihnen ein Katzenbild angezeigt. Der Quellcode befindet sich auf Github. Dort können Sie in einem Issue gern Feedback oder Feature-Wünsche hinterlassen.

100 Satoshis

Diese Menge an Satoshis entspricht derzeit etwa 0.092433 Euro.

Mit Wallet öffnen

Der Vorteil dieser Paywall/Schatztruhe ist, dass der Text auch ohne Bezahlung weitergelesen werden kann und ausschließlich der kostenpflichtige Inhalt geschützt wird.

Aus Usability Sicht ist diese Lösung ein großer Schritt nach vorn. Der Bezahlvorgang kommt ohne Registrierung aus und es wird auch kein Cookie gepeichert. Der*die Leser*in bestätigt mit einem Klick auf „Please Pay“ ihre Absicht den Inhalt freizukaufen. Daraufhin wird eine Rechnung generiert und diese in Form eines QR-Codes und in Textform dargestellt. Durch das Einscannen des QR-Codes oder des Klicks auf „Open With Wallet“ wird die Information in die Lightning Wallet des*der Leser*in übertragen. Falls er*sie mit den dort dargestellten Daten einverstanden ist, startet er*sie den Bezahlvorgang. Bei erfolgreicher Bezahlung öffnet sich wie von Geisterhand die Schatztruhe und das Katzenbild wird dargestellt.

Es gibt aber auch Nachteile an dieser Lösung. Zum Einen ist der Verbreitungsgrad von Bitcoin bzw. Bitcoin Lightning relativ gering und zum Anderen ist die Technologie von Bitcoin Lightning noch in der Entwicklung. Auch die WordPress Plugins zeigen nur was technisch möglich ist, aber sind noch nicht geeignet für den produktiven Betrieb von z.B. einer Zeitung.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Micropayments in WordPress“

  1. […] meinem letzen Beitrag ging es um die Frage, ob eine Welt ohne Cookies und Werbetracker technisch möglich ist. Die […]

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